Endlich, Temperaturen von knapp 10 °C! Zeit einen Blick in die Völker zu werfen! Nach mehreren Monaten der Winterruhe, brennt es uns unter den Nägeln, was im Inneren der Stöcke vor sich geht. Dass alle den Winter überstanden hatten, wussten wir bereits, da auch im Winter ein leichtes Summen an den Fluglöchern zu hören war.
Bei der Frühjahrsdurchsicht überprüft man die Futtervorräte, da die Völker jetzt zu brüten beginnen und für eine gute Entwicklung genügend Futter benötigen. Verbrauchen sie in der brutfreien Zeit im November, Dezember und Januar pro Monat nur wenige 100g, so steigt der Futterverbrauch bei Brutbeginn im März auf bis zu 2 kg im Monat.
Bei der Durchsicht stellten wir fest, dass alle Völker stark und mit genügend Futter überwintert hatten. Das größte Volk war sehr nervös – ein Hinweis auf das Fehlen der Königin. Bei der Begutachtung des Brutnests bestätigte sich der Verdacht, da nur Drohnenbrut vorhanden war. Geht die Königin im Winter verloren, beginnen einzelne Arbeiterinnen mit der Eiablage. Da diese Eier unbefruchtet sind, entstehen daraus Drohnen – die männlichen Bienen. Die Drohnen sammeln weder Honig, noch verrichten sie Arbeiten im Stock. Ihre einzige Aufgabe ist die Fortpflanzung, sie paaren sich mit einer Königin und sterben unmittelbar danach ab. Die für diese Jahreszeit so wichtigen Arbeiterinnen können nicht produziert werden. Die Natur bezweckt mit dieser ausschließlichen Produktion von Drohnen die letzte Weitergabe des Erbguts, obwohl das Volk als Ganzes ohne Königin bereits verloren ist.
Würde man jetzt eine neue, befruchtete Königin hinzusetzen, wird diese von den eierlegenden Arbeiterinnen, den sog. Drohnenmütterchen, abgestochen. In diesem Fall hilft es nur, das Volk bei warmen Wetter aufzulösen. Die Bienen werden von den Waben z.B. auf ein Leintuch abgekehrt und betteln sich bei den anderen Völkern ein. Die flugunfähigen Drohnenmütterchen bleiben zurück. So wird die Bienenmasse des Volks genutzt um die anderen Völker am Stand zu verstärken.